warum Bargeld zu teuer ist
Bargeld adé – seit dem 01.02.2024 haben wir den Sprung gewagt und sind jetzt offiziell ein bargeldloses Café.
Ein Schock für manche, aber für uns der Versuch einer Antwort auf die gigantischen Herausforderungen, mit denen wir in der Gastronomiebranche jonglieren: Corona, explodierende Energiepreise, höchste Inflation seit 40 Jahren, Krankheitswellen und nicht zu vergessen die aktuelle Mehrwertsteueranpassung auf wieder 19%. Ein turbulente Achterbahnfahrt, die wir ausführlich in unserem Blogartikel „Rückkehr zum 19% Mehrwertsteuersatz – Café Glocke nimmt Stellung!“ beleuchtet haben.
Der wirtschaftliche Druck zwingt uns, unseren Betrieb von A bis Z zu überdenken. Unsere Entscheidung für bargeldlose Zahlungen eröffnet uns die Möglichkeit, wirtschaftlicher zu handeln, ohne an Qualität bei unseren hochwertigen Bio-Waren oder den Arbeitsbedingungen unseres Teams zu sparen.
Um diesen Kurs beizubehalten, haben wir uns im Januar schon entschieden, unsere beiden Ruhetage über Bord zu werfen, um unser liebenswertes Team halten zu können. Gleichzeitig wollen wir unseren Gästen einen unkomplizierten Zugang zu unserem Café ermöglichen. Heißt jedoch: mehr Zeit für euch, noch weniger für den ganzen Papierkram!
Eine sieben Tage Woche in der Gastronomie bringt vor allem die Herausforderung mit sich, dass täglich unvorhergesehene Ereignisse auftreten können. Dies erfordert eine permanente Verfügbarkeit der Verantwortlichen. Daher müssen wir sicherstellen, dass der Arbeitsaufwand und mögliche Fehlerquellen an jedem Öffnungstag weiter minimiert werden. Ohne diese Maßnahmen wäre der Spagat zwischen Betrieb, Körper, Geist und der Familie für uns nicht zu bewältigen.
Aber warum ist das bargeldlose Café für uns wirtschaftlicher?
Wir machten bereits zuvor 75% unseres Umsatzes mit bargeldlosen Transaktionen. Der verbleibende Bargeldanteil verursacht jedoch einen sehr hohen Aufwand.
Zeit- und Kostenaufwand:
Die tägliche Abrechnung der Bargeldeinnahmen nimmt etwa 30 Minuten in Anspruch. Hinzu kommen regelmäßige Bankbesuche, um das Bargeld einzuzahlen. Jede Geldtransaktion muss dokumentiert und buchhalterisch abgebildet werden. Unstimmigkeiten im Kassenbuch sind oftmals Anlass für tiefgreifende Betriebsprüfungen. Zudem muss immer entsprechendes Wechselgeld bereitgestellt werden. Jährlich summiert sich der Aufwand auf über 300 Stunden, was bedeutet, dass für das Annehmen von Bargeld jährlich über 6000€ anfallen.
Aber fallen nicht auch Gebühren für Kartentransaktionen an?
Das ist korrekt. Diese fielen jedoch auch schon vorher für 75% unseres Umsatzes an. Die Gebühren für die restlichen zusätzlichen 25% sind jedoch geringer als der Kostenaufwand für das Bereitstellen von Bargeld. Hinzu kommt, dass mit einem insgesamt höheren Kartenumsatz bessere Zahlungskonditionen verhandelt werden können. Damit haben wir auch bessere Konditionen für die Zahlungen, die ohnehin mit Karte gezahlt worden wären.
Unterm Strich muss man aus betriebswirtschaftlicher Sicht sagen, dass das Bereitstellen von Bargeld ökonomisch äußerst ineffizient ist und zudem auch fehleranfälliger. Der kapitalistische Mechanismus zwingt den Markt, ineffiziente Methoden früher oder später zu eliminieren, wenn es effizientere Alternativen gibt. Ein generelles Verbot von Bargeld würden wir jedoch vehement ablehnen.
Wer also Zweifel an unseren Entscheidungen hat, sollte diese vor allem an den Kapitalismus wenden. Diesem sind wir als kleines Café völlig ausgesetzt und müssen zwangsweise wirtschaftlich handeln. Das ist gegenwärtig nun mal sehr herausfordernd. Für uns steht die Qualität der Waren, unser Team und nachhaltiges Handeln immer an erster Stelle. Aber irgendetwas muss sich ändern.
Und bevor wir konventionelle Lebensmittel verwenden oder mit Lieferando flirten, sagen wir eher „Tschüss“ zum Bargeld.
Falls du einen Weg gefunden hast, den ausbeuterischen Kapitalismus zu überwinden – sag Bescheid! 😉
Achso, was ist mit dem Trinkgeld, könntet ihr euch noch fragen?
Keine Sorge, das Trinkgeld per Karte geht, wie zuvor auch schon, zu 100% an das Team. Die dafür anfallenden Transaktionsgebühren übernehmen wir als Arbeitgeber weiterhin. Das Team teilt das Trinkgeld, abhängig von den gearbeiteten Stunden, unter sich auf, egal ob Service, Küche oder Reinigung, denn für einen angenehmen Aufenthalt bei uns sind alle Positionen relevant. Das Trinkgeld wird nun einfach mit der monatlichen Lohnauszahlung – steuerfrei – ausgezahlt.
Zusammenfassend erhoffen wir uns also Kosten- und Zeitersparnis, die wir zum Bestehen unseres Cafés benötigen und lieber in unseren Anspruch eines nachhaltigen, transparenten Cafés investieren.
Wir hoffen, ihr habt Verständnis für diese Veränderung und unterstützt uns weiterhin. Eure Treue bedeutet uns viel, und wir freuen uns darauf, euch auch weiterhin bei uns begrüßen zu dürfen.
Falls ihr Fragen habt, sprecht uns gerne an oder schreibt uns eine Mail an:
Übrigens, wir haben bei der Auswahl der Kartenterminals darauf geachtet, dass diese auch für Menschen mit Seheinschränkungen bedient werden können. So haben wir auch ein Terminal mit haptischen Tasten bereitstehen!